1.1 Orientierung an den Naturgesetzen

Von den Arbeiten des griechischen Halbgottes Herkules wird in antiken griechischen Sagen berichtet.

Vermutlich wissen heute nur relativ wenige Menschen, wer Herkules war und was er konkret getan hat. Doch viele Menschen wissen, dass er Übermenschliches geleistet hat - für normale Menschen Unvorstellbares, Unglaubliches. Herkules war ein Held, der vor keiner Herausforderung zurückgeschreckte. Jede Aufgabe, vor die er sich gestellt sah, packte er erfolgszuversichtlich an, auch wenn er zunächst für eine Weile völlig rat- und hilflos davor stand. Er vertraute innerlich fest darauf, dass ihm stets rechtzeitig etwas Hilfreiches einfallen wird und dass ihm angesichts der Herausforderungen alle Kräfte zuwachsen, die er zur erfolgreichen Bewältigung benötigt: er war ein echter Supermann.

Der Erfolg von Herkules beruhte darauf, dass er sich mit den Naturgesetzen gut auskannte. Er wusste sich die Naturgewalten zu Nutze zu machen. Er verhielt sich gemäß den Gesetzen der Natur. Wer weiß, was es mit der Gravitationskraft (der Schwerfälligkeit) auf sich hat und mit der Beweglichkeit (der Mechanik), der kann Unglaubliches erreichen - einfach anhand der Anwendung dieses Wissens um die Zusammenhänge zwischen Kraft und Gegenkraft, Druck und Gegendruck, Schwingung und Resonanz.

Der Mensch ist ein Teil der Natur, und wer sich mit der Natur des Menschen hinreichend auskennt, der kann alles Menschenmögliche erreichen. Als griechischer Halbgott konnte Herkules mehr als normale Menschen. Er war imstande, von Herrschern (Königen) verursachte Missstände zu korrigieren, um bestmöglichen Ergebnissen den Weg zu ebnen. Mit rechtzeitigem Eingreifen machte er Blutvergießen unnötig, das in der Regel mit Aufständen gegen ungerechte Herrscher einhergeht.

Allerdings wird die Art und Weise, wie er seine Leistungen vollbrachte, in der Sage in einer Form geschildert, die von vielen Menschen heute kaum noch verstanden wird. Deshalb kommt heute auch kaum jemand auf den Gedanken, Herkules’ Beispiel zu folgen. Und auch noch aus einem anderen Grund erscheint Herkules heute als eher unzeitgemäß: Wir leben heute im Zeitalter der digitalen Technik. Hier wird in besonderer Weise Wert auf Eindeutigkeit gelegt. Was die Herkules-Geschichten berichten, wird der modernen Forderung nach Eindeutigkeit nicht gerecht.

Das digitale Vorgehen beruht auf den Zahlen 0 und 1, was der Computer-Programmierung zu Grunde liegt. Programmierung ist eine feine Sache, die hilfreich sein kann, um gewisse technische Prozesse optimal zu steuern. Dieser Prozesssteuerung liegen Prozesse zu Grunde, die der Arbeitsweise des menschlichen Gehirns recht weitgehend entsprechen. Jeder Computer ist infolge dessen ein mehr oder weniger vollkommenes Abbild dessen, was sich im menschlichen Gehirn abspielt. Ein Computer arbeitet auch nur wie ein Mensch. Zwischen Computern und menschlichen Gehirnen lässt sich eine gewisse Übereinstimmung feststellen, die sich auch mit dem Begriff „Analogie“ bezeichnen lässt.
Indem man Digitaluhren Analoguhren gegenüberstellt, lässt sich recht gut erkennen, worin der Unterschied zwischen beiden besteht: Digitaluhren zeigen die Uhrzeit mit Zahlen an, während Analoguhren mit Zeigern optisch deutlich das Laufen der Zeit widerspiegeln, so ähnlich wie die Sonnenuhr. Es gibt Uhren, die nicht nur den Stand und Lauf der Sonne, sondern auch den des Mondes und anderer Planeten anzeigen. So lassen Analoguhren leicht den Ursprung und die Grundlagen dessen erkennen, was wir „Zeit“ nennen.

So lange ein modernes Kind nur Digitaluhren kennt, ist für es kaum nachvollziehbar, was es mit der Zeit auf sich hat. Alle digitalen Geräte sind für die Benutzer schwer verständlich, weil sie in einer Weise programmiert sind, die ein normaler Benutzer kaum nachvollziehen kann. Deshalb benötigt er dafür Gebrauchsanweisungen, die mitteilen, welcher Knopf wo wie oft gedrückt werden muss, damit ... Zum Verständnis des Gerätes ist das freilich wenig zweckmäßig, aber es ermöglicht immerhin den praktischen Gebrauch. Dann, wenn man die Gebrauchsanweisung versteht. Analogien dienen dem Verstehen.

Analogien sind etwas sehr Praktisches. Sie sagen etwas aus über Beziehungen zwischen Gegebenheiten, z. B. in der Form: „A ist wie B.“ Oder: „A ist B vergleichbar“. „A ist B ähnlich“. „A ist eine Spiegelung von B“. „A ist B nach einer Drehung“. „ A ist eine Vergrößerung oder Verkleinerung von B.“ „A ist ein Modell von B.“ „ A ist Vorgänger/Nachfolger von B.“ Diese Aussagen beinhalten, dass es zwischen A und B eine gewisse Übereinstimmung gibt, die jedoch nicht vollkommen ist. Wäre sie vollkommen, so müsste es heißen: „A ist gleich B.“ So besagt die Aussage „A ist analog B“, dass es auch etwas Ungleiches zwischen A und B gibt, d.h. Unterschiede.

Analogien haben also immer etwas Ungenaues. Auf ihrer Ungenauigkeit beruht ihr Nutzen. Wenn man sie wegen ihrer Ungenauigkeit zu vermeiden oder durch Genaueres zu ersetzen versucht, geht ihr gesamter Nutzen verloren. Analogien sind also nichts für Perfektionisten, Eindeutigkeits- oder Sicherheitsfanatiker. Denn mit Analogien ist immer auch eine Gefahr verbunden: Man kann sich in der Brauchbarkeit von Analogien täuschen. Man kann eine Analogie an einer Stelle für gegeben (gerechtfertigt, passend) halten, wo sie sich als verfehlt herausstellt. Analogien lassen eine gewisse Interpretations- oder Deutungsfreiheit zu. Analogien können mehrdeutig sein, wie Symbole.

Wenn wir uns mit Analogien oder Symbolen beschäftigen, so befinden wir uns im Bereich der Grundlagen der Mathematik und der Aussagenlogik, auf der die Sprachen beruhen und die Begriffsbildung sowie das menschliche Denken, Lernen, Analysieren, Kombinieren, Schlussfolgern und Problemlösen.

Die Herkules-Geschichten zeigen, wie Herkules Probleme erfolgreich gelöst hat. Wer diese Geschichten verstanden hat, kann sich an Herkules ein Beispiel nehmen und so vorgehen wie er. Herkules-Geschichten sind Gebrauchsanweisungen zum erfolgreichen Problemlösen!

Deshalb sollten sie eigentlich im Schulunterricht behandelt werden. Aber, da passen sie nicht mehr hin. Ebenso wie andere Geschichten, die von Erfolg versprechendem Vorgehen handeln, etwa die Märchen der Gebrüder Grimm. Diese handeln auch von Helden und Heldinnen, die die größten Schwierigkeiten meistern. Verstehen lernen, Verständnis entwickeln, hat in unseren Ausbildungseinrichtungen zu wenig Raum. Das belegen auch die Ergebnisse der deutschen Schüler in PISA-Untersuchungen. Verstehen lernen, Verständnis entwickeln kostet zu viel Zeit. Das gilt auch für die Arbeit mit Analogien und Symbolen. Anscheinend gibt es zu viel anderes, womit man sich in der Schule beschäftigen muss. Zum Beispiel in der Mathematik mit Gleichungen mit Unbekannten, die so abstrakt formuliert werden, dass viele Schüler damit nichts anzufangen wissen. Dort ist viel Raum zum abstrakten Problemlösen-Lernen, während Zeit und Raum zum konkreten Problemlösen-Lernen fehlt, weil man zu vielen anscheinend unlösbaren praktischen Problemen gegenübersteht - untereinander und miteinander und nebeneinander. Wer sich mit Analogien und Symbolen beschäftigen will, lernt Informatik, Programmieren. In Computerspielen oder Fantasiegeschichten (etwa Harry Potter) toben Helden durch künstliche Welten und leisten dort Unglaubliches, während unsere reale Lebenswelt von Anti-Helden erfolgreich zugrundegerichtet wird.

Weil sich derartiges Zugrunderichten im Laufe der Geschichte immer wieder ereignete, jedes Mal in analoger Form, also in ungleicher und doch ähnlicher Weise, entstanden die Herausforderungen, denen sich Herkules gegenübersah. Seine Geschichten sind Gleichungen mit Unbekannten = Gleichnisse, wie man praktische Probleme lösen kann. Die Herkules-Geschichten sind angewandte Mathematik. Hier werden soziale und gesellschaftliche Missstände mit exakten mathematischen Operationen (Algorithmen) erfolgreich gelöst. Um das nachvollziehen zu können, ist ein hohes Maß abstrakten Denkens in Kombination mit einschlägiger Lebenserfahrung und Symbolkenntnis erforderlich, denn in diesen Geschichten ist „Mathematik“ so, wie die meisten Menschen sie kennen, nicht offensichtlich erkennbar.

Wären diese Geschichten in klarer und eindeutiger Weise geschrieben worden, so dass jeder gleich erkennen kann, worum es geht und worauf es ankommt, so hätten Herrscher keinerlei Chance mehr gehabt, es sich auf Kosten ihrer Untertanen gut gehen zu lassen. Dann hätten sie ihrem Volk bestmöglich dienen müssen, so wie das Volk es eigentlich von ihnen erwartet. Um sich hier eine gewisse Handlungsfreiheit zu bewahren, wurden diese Geschichten bewusst so verfasst, dass nur Menschen sie verstehen können, die dazu hinreichend ausgebildet worden sind. Diese Geschichten wurden also in einer Art Geheimsprache geschrieben, die nur in diese Sprache eingeweihte Personen entschlüsseln können sollten. Sie enthalten eine Geheimlehre zum Unschädlichmachen von ungerechten Vorgesetzten und Herrschern.

IMGE verfolgt das Anliegen, „dem Volk“ bestmöglich zu dienen. Deshalb sind die Texte auf den Internet-Seiten von IMGE möglichst so verfasst, dass sich eindeutig zeigt, worauf es ankommt und was Sache ist. Deshalb erfolgt hier eine möglichst klare Darstellung der Inhalte der Herkules-Sagen.

Herkules hat insgesamt 12 Aufgaben zu erledigen, die den Tierkreiszeichen zugeordnet werden können. In seiner achten Aufgabe steht er einem Ungeheuer gegenüber, der neunköpfigen Hydra. Sie lebt in einem ekelhaften Sumpf und ist eine Plage für das Land. Dieses Bild steht symbolisch (analog) für eine Gesellschaft, die von den Herrschenden heruntergewirtschaftet worden war. Die Hydra steht für die Herrschenden selbst und für ihre Schwerfälligkeit, Unbeweglichkeit. Man wird sie nicht wieder los. Diese begegnen jedem Bemühen, ihre Misswirtschaft und Herrschaft zu beenden, mit so viel Macht und Gegengewalt, dass sie unbesiegbar erscheinen. Anstatt im Kampf gegen die Mächtigen zu scheitern, besiegt Herkules sie, indem er der Hydra (den Herrschenden) ihre bisherigen Lebensgrundlagen entzieht: Er entwurzelt sie und lässt sie vertrocknen.

Das, was diese Herrschenden im Land angerichtet haben, ist einem riesigen Saustall analog. Der „Säuberung des Augiasstalles“ wendet sich Herkules in seiner elften Arbeit zu. Hier geht es um Ausmisten, und zwar möglichst schnell. Er schafft das, ohne sich die Hände selbst an dem Dreck schmutzig zu machen, indem er Flüsse (Wasserströme) den Mist wegspülen lässt. Die Wasserströme sind selbstverständlich symbolisch gemeint. Sie stehen für hilfreiche Naturgewalten bzw. für Heere von Mitarbeitern, die das Erledigen der Arbeit unterstützen. Etwa so, wie Aschenputtel gegenüber ihrer ungerechten Stiefmutter Hilfe durch Tauben bekam, die das flinke Sortieren der Linsen übernahmen.

Es gibt unterschiedliche Versionen der Herkules-Geschichte. Bewusst wird hier die von Alice A. Bailey (A.A.B.) veröffentlichte Darstellung ausgewählt. Denn diese beruht auf dem ausdrücklichen Anliegen, das bislang Geheimgehaltene klar zu entschlüsseln, damit es Allgemeingut werden kann. Hier die beiden Geschichten als Zitate aus Alice A. Bailey: Die Arbeiten des Herkules.