1.1.2 Kommentare zur Herkules-Sage
1.1.2 Kommentare zur Herkules-Sage
Mit drei Texten kommentiert Alice A. Bailey die Herkules-Sage:
- Die Energien des Wassermann
- Die Gesetzgeber
- Der Zweck des Studiums der Herkules-Sage
Anmerkung:
Alice A. Bailey verwendete eine ungewöhnliche Ausdrucksweise mit seltsamen Bezeichnungen. Dieser Text wurde absichtlich so formuliert, damit er auf „normale“ Leser eher unverständlich und abstoßend wirkt. Er sollte von diesen nicht gelesen werden. Sie sollten ihn als unerträglich empfinden und ablehnen!
Auf diese Weise wurde in einer Art Geheimsprache ein Geheimwissen weltweit verbreitet. Dieses sollte es ermöglichen, die heutigen Gegebenheiten klar zu durchschauen: also das Oberflächliche und das, was dahinter steckt, voneinander zu unterscheiden – den Schein und das tatsächliche Sein. Wer aufgrund dessen in der Lage war, das Wesentliche, Eigentliche zu erkennen, der konnte schon vor Jahrzehnten damit beginnen, geeignete Vorbereitungsmaßnahmen zu treffen. Solche waren erforderlich, damit die bevorstehende große Transformation nicht zu einer totalen Katastrophe, dem Weltuntergang, führte. Es ging darum, die zu erwartenden Schwierigkeiten möglichst leicht bewältigen zu können. Nötig war es, die bestehenden Machtverhältnisse zu durchschauen und Wege zu entdecken, diese zu verändern, ohne in unangenehme Auseinandersetzungen mit den anscheinend Mächtigen zu geraten – so ähnlich wie es einst dem kleinen David gelungen war, mit dem großen Goliath zurecht zu kommen: Mit Sachverstand, Intelligenz und Kreativität – mit List.
(Vortrag von A. A. B. 1937)
Im Neuen Testament finden wir eine Aussage über „das Ende der Welt“, und es beginnt jetzt vielen von uns zu dämmern, was wirklich damit gemeint ist: nämlich, dass das Zeichen Fische, in welchem Christus, der große Welterlöser kam, an einem bestimmten Zeitpunkt enden würde, und an diesem Zeitpunkt sind wir jetzt angelangt. Aber es steht uns kein Gerichtstag bevor, an dem die Schafe von den Ziegenböcken geschieden werden und die einen in den Himmel und die anderen in die Hölle kommen. Viele ähnlich lächerliche Auslegungen sind dem Symbolismus der Bibel gegeben worden.
Man hatte geglaubt, die Schafe kämen in den Himmel und die Böcke in die Hölle. Es ist genau umgekehrt. Die Ziege im Steinbock ist der Eingeweihte, und aus einem bestimmten esoterischen Blickpunkt gesehen, gehen die „Böcke“ in den Himmel ein, weil sie im geistigen Reich wirken, das der Himmel ist; die Schafe bleiben auf der Erde (die im Grunde die einzige Hölle ist, die man vielleicht so bezeichnen könnte) bis sie keine Schafe mehr sind, bis sie nämlich gelernt haben, individuell zu denken und dann zu „Ziegenböcken“ zu werden, den Berg zu erklimmen und statt eines Nachläufers ein unabhängiger Sucher zu werden.
Eintritt in den Himmel ist Eintritt in das Wassermann-Zeitalter, das während der letzten 200 Jahre begann. Es wird uns gesagt, dass um das Jahr 2000 unser Polarstern mit einem anderen Stern (Wega) in den Himmeln in Konjunktion sein wird und damit das Wassermann-Zeitalter tatsächlich bei uns ist, aber nur in dem Sinne, dass wir es betreten und die Fischekräfte sich rasch zurückziehen werden. […]“ (S. 201-202)
Es gibt im Zodiak zwei Gesetzgeber, Regidus und Kefus. Im Löwen finden wir einen der vier königlichen Sterne, Regulus, den Gesetzgeber, das Gesetz für das Einzelwesen, das Gesetz der Selbstsucht, wenn Ihr wollt, das Gesetz des Wettbewerbs, das Gesetz, unter dem jeder Mensch sich gegen seinen Mitbruder stellt, das Gesetz, das ihn heißt zusammenzuraffen und Besitz zu ergreifen, das Gesetz unter dem wir leben, das Gesetz des Wettbewerbs.
Regulus, das Gesetz des Einzelwesens, muss Kefus Platz machen, dem Gesetz des Wassermann, in dem wir ein neues Gesetz haben werden, das auf Leiden, Erleuchtung und Liebe beruht. Es wäre interessant, zu sehen, wie weit Ihr selbst erfassen könnt, was für Arten von Gesetzen das sein werden, die auf dem Leiden des einzelnen, das ihn dazu geführt hat, das Interesse an sich selbst zu verlieren, begründet sind. Wenn man genug gelitten hat, fragt man nicht mehr nach sich selbst. Dann hat man entdeckt, dass der einzige Weg zum Glück nicht Freisein von Leiden ist, sondern sich selbst in etwas zu verlieren, das außerhalb des niederen Selbst zu finden ist.
Das Wassermanngesetz beruht auf geistiger Erleuchtung, auf intuitiver Wahrnehmung und brüderlicher Liebe, was Identifikation mit jeder Form in jedem Naturreich bedeutet. Eine ungeheure Zukunft liegt vor uns; 2500 Jahre werden dann vollendet sein. Wir sind schon auf dem Weg.
Bedenkt, je verfeinerter die Formen sind, durch die das Leben sich ausdrückt, desto rascher sind die Reaktionen. Daher die ungeheure Geschwindigkeitssteigerung in jedem Lebensbereich, und deshalb sind wir auch so überempfindlich. Wir benützen Fischekörper und versuchen, der Wassermannschwingung gerecht zu werden.
Wir sind noch keine Wassermannmenschen, es gibt noch keine echten, wir sind noch nicht dafür ausgerüstet. Kommende Kinder werden die Merkmale des neuen Zeitalters haben, aber selbst diese werden nur wenige sein.
Das Wassermannzeitalter wird sich auf der ganzen Welt manifestieren und es werden überall Wassermannmenschen geboren werden, weil der subjektive Geist sich auf jedem Teil des Planeten auswirkt. Es ist möglich, dass sich in Amerika, Kanada, Australien, Neuseeland und Südafrika Brennpunkte dieser Energie befinden werden. Aber was wirklich geschehen wird: dass auf der ganzen Welt und in jedem Naturreich menschliche Wesen und andere Lebensformen inkarnieren werden, die unter dem Einfluss dieses neuen Wassermannzeitalters stehen. Etwas Wundervolles wird da geschehen! Lasst uns die Welt so gestalten, dass unsere Kinder und Kindeskinder es erleben können.
Christus schlug den Ton an für das „Ende der Zeit“, als er sagte: „Ein neues Gebot gebe ich euch: dass ihr einander lieben sollt.“ Das elfte Gebot, das elfte Zeichen. Erst heute entdecken wir, was für ein großartiger Astrologe Christus war. Er wusste, dass der von ihm eingeleitete Zyklus vergehen würde, dass eine neue Arbeitsmethode entstehen musste, mit der die Meister auf neue Art die Menschheit würden erreichen können. Aber er bereitete den Weg für sein eigenes späteres Wirken. […]“ (S. 208 - 209)
Die ersten Schriften für die Menschenrasse wurden von Gott auf Erde und Himmel niedergeschrieben. Das Lesen dieser „Schriften“ heißt Wissenschaft. Die Vertrautheit mit Gras und Bäumen, Insekten und Infusorien lehrt uns tiefere Lektionen von Liebe und Glauben als wir aus den Schriften Fénelons und des Heiligen Augustin entnehmen können. Die große Bibel Gottes liegt stets offen vor der Menschheit aufgeschlagen.
- Albert Pike.
Die Himmel verkünden die Herrlichkeit Gottes; und das Firmament zeigt Seiner Hände Werk.
- Psalm 19:1
Das intensive Interesse, das heute dem geistigen Leben bezeugt wird, rechtfertigt allein schon ein Studium, wie es die Arbeiten des Herkules bieten. Obwohl die akademische, dogmatische, theologische Religion ihre alte Anziehungskraft verloren hat, und trotz der weitverbreiteten Auflehnung gegen organisierte oder kirchliche Religion, ist der Drang nach den geistigen Wirklichkeiten noch niemals stärker gewesen als heute. Wir erleben eine gewaltige Periode empirischer Erfahrung auf breiter Ebene. Überall weigern sich die Menschen, autoritative Verkündigungen der Kirchen weiterhin einfach zu glauben und die Diktate irgendwelcher Theologien blind zu übernehmen. Sie sind entschlossen, selber die Fakten innerer mystischer Erfahrung kennen zu lernen, falls solche Fakten erwiesen werden können, und von sich aus das Wesen jener Identität zu erfassen, die wir Seele nennen.
Die Welt ist reif für Erneuerung eines lebendigen Glaubens und einer Religion, die auf persönlicher Erkenntnis beruht und nicht auf Aussprüchen und Auslegungen begrenzter Denker. Dr. Rufus Jones, der große Quäkerführer, lenkt die Aufmerksamkeit auf diese Tatsache in Worten, die es wert sind beachtet zu werden:
„... Ausbrüche des Mystizismus sind immer ein Zeichen dafür, dass die Seele des Menschen heftig gegen Einengung durch irgend ein organisiertes Lebenssystem revoltiert, das ihrer eigenen, freien Initiative und spontanen schöpferischen Tätigkeit wenig Raum zu lassen droht. Es ist ein Aufruf, dass die Seele gewisse ihr innewohnende Rechte und Fähigkeiten besitzt, ihr eigenes Reich, das respektiert und heiliggehalten werden muss. Zuweilen war Mystizismus ein Protest des menschlichen Geistes gegen die verhärtende Kruste von Dogmen und manchmal eine Auflehnung gegen das Kirchentum.“ (Die philosophische Grundlage des Mystizismus, von Hughes, Seite 46)
In Zeiten der Dunkelheit und offenbarer geistiger Leblosigkeit erscheint unvermeidlich diese Wiederbelebung des Interesses an den höheren Wirklichkeiten und bietet die Garantie dafür, dass der Geist des Menschen auf seinem Wege ist, und dass die Wirklichkeit unter der wechselnden Oberfläche materieller Geschehnisse unverändert bleibt. Die Not der Stunde selbst verlangt, dass erneut ein reiner Ton zum Klingen kommt; und dem neu hervortretenden Mystiker und Wissenden ist die Aufgabe übertragen, diesen Ton erklingen zu lassen. „Was wir im Mystiker vorfinden ist ein intensiviertes Organ für die Bestätigung der Wirklichkeit Gottes und für eine ergiebigere Interpretation Seines Wesens.“ Mit diesen deutlichen Worten lenkt Dr. Jones unsere Aufmerksamkeit auf das Werk, das auf geistigem Gebiet seit jeher vom erweckten Suchenden geleistet wird.
Die Wahrheit tritt, dem Phönix gleich, erneut auf dem Gebiet menschlicher Erfahrung hervor, aber es wird die erfühlte und erkannte Wahrheit sein und nicht eine Wahrheit, die uns durch
Autoritätsanspruch und alte Tradition aufgezwungen wird; denn „Wahrheit“, wie Bernard Shaw uns sagt, „ist das, was du durch Erfahrung als wahr erkennst und in deiner Seele als wahr erfühlst.“ Solche Erneuerungen des geistigen Lebens der Rasse wiederholen sich zyklisch; sie können emotionaler oder intellektueller Natur sein, aber sie dienen immer dazu das subjektive Leben der ganzen Rasse in eine neue und reichere Phase der Erfahrung zu lenken und die erkennbaren parallellaufenden materiellen und wissenschaftlichen Richtungen unwirksam oder aber besser erkenntlich zu machen.
Das Problem eines Schriftstellers oder Lehrers besteht heute darin, neue Wege zu finden, die gleichen fundamentalen Wahrheiten auszudrücken und die alten Formeln und Regeln des Weges so darzustellen, dass sie den Menschen zum nächsten Stadium seiner geistigen Entwicklung führen. Die alten Wahrheiten werden dann neue Bedeutung erlangen und mit neuem, vibrierendem Leben erfüllt sein. Es sind zahlreiche Bücher über den Pfad der Jüngerschaft geschrieben worden; und eine neue Darstellung der Probleme, die auf dem universellen Pfad auftreten und eine Analyse der Schwierigkeiten sind nur dann gerechtfertigt, wenn sie allgemein, praktisch anwendbar und in solchen Begriffen dargeboten werden, dass sie den Bedürfnissen des modernen Studenten unserer Zeit entspricht. Ein Studium der zwölf Arbeiten des Herkules kann, da sie jeden Aspekt im Leben eines Jüngers betreffen, uns fähig machen, eine andere Einstellung zu erreichen und in uns die Freude auf dem Pfad und die Freiheit im Dienen freisetzen, die ein mehr als angemessener Ausgleich sind für vorübergehende Verluste und momentane Kümmernisse, die vielleicht die niedere Natur auf die Probe stellen wollen.
Eine der größten Offenbarungen, die während des vergangenen Jahrhunderts fast unbemerkt zur Menschheit gekommen ist, war das langsame Aufdämmern der Tatsache unserer eigenen, innewohnenden, wesenhaften Göttlichkeit in unserem Bewusstsein. Die Menschen beginnen zu erkennen, dass sie in Wahrheit „nach dem Ebenbild Gottes“ gemacht und eines Wesens mit ihrem Vater im Himmel sind. Auch die Absichten und Pläne, die Gottes schöpferischem Werk zugrunde liegen, werden sowohl aus wissenschaftlichen als auch religiösen Gesichtspunkten weitgehend studiert und bringen entscheidende Veränderungen in der Einstellung des Menschen gegenüber dem Leben als Ganzes mit sich. Es ist dieser sich enthüllende Weltenplan für den Erdenmenschen, der sich sowohl für den einzelnen als auch für die Rasse in der Geschichte dieses Gottessohnes der Antike enthüllt. Sie übermittelt uns ein synthetisches, vollständiges Bild des Fortschritts der Seele von Unwissenheit zu Weisheit, von materieller Begierde zu geistiger Aspiration und von der Blindheit der kindhaften Menschheit zur reinen Vision Jener, die Gott schauen. Es wird in dieser Geschichte ein Punkt erreicht, wo intelligente Zusammenarbeit mit der Seelenabsicht an die Stelle blinden Bemühens und Ringens tritt. Und Herkules, der ein Sohn Gottes und auch ein Sohn des Menschen ist, kann auf dem WEG fortschreiten, das Gesicht dem Licht zugewandt, durchstrahlt von der Freude derer, die wissen.
Diese alte Erzählung lässt keine Phase im Leben eines Aspiranten unberührt und verbindet ihn doch unaufhörlich mit kosmischem Geschehen. Das Thema ist so umfassend, dass wir alle, die wir in die Probleme des modernen Lebens verstrickt sind, die Aufgaben und Prüfungen, die Fehlschläge und Erfolge dieses Helden der Antike auf uns selbst anwenden können, der vor Jahrhunderten dem gleichen Ziel zustrebte, wie wir heute. Die Lektüre dieser Erzählung kann im Denken des Klarheit suchenden Aspiranten neues Interesse am geistigen Leben wecken, und er wird mit frischem Mut weitergehen, wenn er ein folgerichtiges Bild der universalen Entwicklung und Bestimmung bekommt.
Wenn wir diese alte Sage studieren, finden wir, dass Herkules bestimmte Aufgaben unternahm, die ihrer Natur nach symbolisch, aber dem Wesen nach universal waren, und dass er durch bestimmte Episoden und Ereignisse ging, die für alle Zeit die Art der Schulung und der Errungenschaften darstellen, die einen Gottessohn kennzeichnen sollten, der der Vollkommenheit entgegengeht. Er steht für den inkarnierten, aber noch nicht vollkommenen Gottessohn, der in einem bestimmten Stadium des Evolutionszyklus seine niedere Natur in die Hand nimmt und sich bereitwillig der Disziplin unterwirft, die schließlich das Hervortreten seiner innewohnenden Göttlichkeit bewirken wird. Aus einem irrenden aber wahrhaft ernstlich bemühten menschlichen Wesen, das sich intelligent der zu leistenden Aufgabe bewusst ist, wird ein Welterlöser geschaffen, und wir sehen, wie in den beiden letzten Aufgaben das Erlösungswerk durchgeführt wurde.
Drei große dramatische Lebensgeschichten sind Jahrhunderte lang dem Menschengeschlecht immer wieder erzählt worden: die des Herkules, des Buddha und des Christus. Und jede von ihnen schildert eine der Stufen auf dem Pfad zur Göttlichkeit. Die Erzählung des Herkules beschreibt die Erfahrungen auf dem Pfad der Jüngerschaft und die frühen Stadien des Pfades der Einweihung. Bei Buddha beginnt die Erzählung an einem späteren Zeitpunkt als die Herkulessage, und wir sehen, wie Buddha endgültige Erleuchtung erlangt und durch Einweihungen geht, von denen Herkules nichts wusste. Dann kam der historische Christus, der in sich selbst etwas so Unaussprechliches verkörperte, dass wir ihn auf einzigartige Weise als den Repräsentanten Gottes ansehen. Diese drei Erzählungen enthüllen fortschreitend den Plan Gottes für die Entwicklung des Menschen und rufen uns auf, den Spuren des Herkules zu folgen, der den Pfad der Jüngerschaft ging und sein Ziel erreichte.
Das Orakel hat gesprochen, und während der Jahrhunderte ist der Ruf hinausgegangen: „Mensch, erkenne dich selbst!“ Dieses Erkennen seiner selbst ist die überragende Errungenschaft auf dem Pfad der Jüngerschaft, und wir sehen, wie folgerichtig und intelligent Herkules zu dieser Erkenntnis gelangte. Wir sehen ihn den großen Himmelspfad umwandern und in jedem Zeichen eine der zwölf Arbeiten verrichten, zu denen alle Jünger aufgerufen sind. Wir sehen ihn aus zwei Gesichtspunkten: dem des individuellen Jüngers, und dem der Menschheit als Ganzes, des großen Weltjüngers, dessen Prototyp Herkules ist. Man kann die Masse der Menschheit so sehen, dass sie das Stadium des Aspiranten erreicht hat und als Rasse auf dem Probepfad, dem Pfad der Läuterung ist. Wenn Leiden der große Läuterer ist, dann ist diese Feststellung in der Tat zutreffend. Die Menschen sind heute intelligent und suchen ernsthaft nach einem Ausweg aus der gegenwärtigen materiellen Sackgasse. […]“ S.227- S.231